Einfach leben

1/7/24
von
Naemi Nitsche

Unsere Welt ist voll von Aktivitäten, Freizeitangeboten, Menschen und deren Meinungen so wie privaten und beruflichen Möglichkeiten - voller guter Dinge, die man verpassen könnte aber auch voll von Dingen, die man vermeiden möchte. Täglich stehen wir vor der Herausforderung, die best möglichen Entscheidungen zu treffen. Einfach leben ist alles andere als einfach.

Entdecke das einfache Leben

Als Stress-Coach helfe ich Menschen, ein übersichtlicheres und erfüllteres Leben zu führen, fernab von der alltäglichen Hast und Ruhelosigkeit. In diesem Blog zeige ich dir Schritte, die du gehen kannst, um ein einfacheres Leben zu finden.

Einfach Leben - entdecke deine Essenz

Das entdecken der eigenen Lebensessenz – dem Wesentlichen deines Lebens – ist ein entscheidender Schritt hin zu einem übersichtlicheren und einfacheren Leben. Wenn du deine Lebensessenz kennst, kannst du dein Leben so gestalten, wie es dir persönlich entspricht. Die Lebensessenz ist der Kern unserer Existenz, die Summe unserer tiefsten Überzeugungen, Leidenschaften und Ziele.

Was bringt dir wirklich Freude?

Was lässt dich die Zeit vergessen?

Was erfüllt dein Leben?

Die Essenz unseres Lebens ist wandelbar und nicht in Stein gemeißelt. Je nach Lebensphase ist mal das eine, mal das andere wichtiger. Das Ziel ist also, sich immer wieder die richtigen Fragen zu stellen und den Kurs so zu setzen, dass er uns in das gewünschte Leben führt - in ein übersichtlicheres und einfacheres Leben.

Doch, wie findet man diese Essenz im Chaos des Lebens? Wie kann man wissen was wirklich wichtig ist? Und wenn man es dann gefunden hat, wie integriert man das Gefundene ins Leben?

Vereinfache mit dem Würfelmodel

Gerne möchte ich dir hier ein Model vorstellen, mit dem du dein Leben sortieren kannst, du dich besser kennenlernst und deine Essenz entdecken kannst: das anthropologischen Würfelmodell IKP.

Dieses Modell veranschaulicht und vereint sechs sogenannte Lebensdimensionen - die Hauptaspekte deines Lebens: Raum, Zeit, Sozialität, Spiritualität, Körper sowie Psyche-Geist. Jeder Aspekt ist gleichwertig und steht für sich selbst, ist aber auch in Verbindung zu den Anderen. Darum ist dieses Model als Würfel gestaltet oder als hexagonales Kreismodel (alle Dimensionen verbinden sich).

Damit du verstehst um was es geht und du damit arbeiten kannst, stelle ich dir die einzelnen Lebensdimensionen vor:

Raum

In diesen Bereich gehören Räumlichkeiten, Gegenstände und unsere Umwelt (Ökologie): Wohnraum, Arbeitsplatz, Einrichtung, Spielsachen, Umgebung, Natur...

Zeit

In diesen Bereich gehören Zeitmanagement, Zeitgefühl aber auch Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft.

Spiritualität

In diesen Bereich gehört alles Spirituell-Sinnstiftende bzw. Meditativ-Transzendente, Philosophie, Religion, Meditation...

Psyche-Geist

Dieser Bereich umfasst psychologische Aspekte wie realistisches Denken, Einstellungen, Selbstbezug sowie die verschiedenen Bewusstseinsformen (bewusste und unbewusste Anteile).

Körper

Dieser Bereich beinhaltet die körperlichen Aspekte wie Körpergesundheit, Krankheit, Haltung, Bewegung und Körperausdruck.

Sozialität

Dieser Bereich umfasst die sozialen Aspekte, Beziehungen, Begegnungen, Austausch, Nähe und Distanz (Überflutung vs. Einsamkeit...)

Im Folgendem werde ich dir anhand dieses Models, in drei Schritten zeigen, wie du dein Leben vereinfachst.

Drei Schritte zum einfachen Leben

Diese drei Schritte, abgeleitet aus dem Buch: "Essenzialismus - die konsequente Suche nach Weniger" von Greg McKeown helfen dir, deine Essenz zu finden und dein Leben zu vereinfachen:

1. Lerne dich kennen

2. Unterscheide Wesentlich und Unwesentlich

3. Lege die Prioritäten fest und verfolge deine Ziele

1. Lerne dich kennen

Das Selbst fühlt sich Anfangs noch schwammig und unübersichtlich an.

Die unzähligen Möglichkeiten, die das Leben bietet, erfordern eine hohe Entscheidungskompetenz. Diese Kompetenz lässt sich nur durch Selbsterkenntnis erlangen. Wie soll man Entscheidungen treffen, die einem wirklich guttun, wenn man sich selbst nicht kennt?

In der Regel haben wir diese Fähigkeit weder in der Schule noch im Elternhaus erlernt. Stattdessen haben wir vor allem gelernt, uns anzupassen. Wir beobachten unsere Umgebung, ahmen nach, was andere tun, denken kollektiv, und unser größtes Ziel ist es oft, dazuzugehören. Eine Gesellschaft muss so funktionieren, doch der einzelne Mensch braucht vielleicht etwas anderes. Ein einfaches Beispiel aus meinem Privatleben zeigt dies deutlich:

Ich wuchs mit der Überzeugung auf, dass ein Erwachsener im Durchschnitt siebeneinhalb Stunden Schlaf benötigt. Ich versuchte diese Schlafdauer in meinen Alltag zu integrieren und mein Partner ebenfalls, was schwierig war umzusetzen und immer wieder zu Konflikten führte. Mein Partner litt unter Schlafstörungen und ich an ständiger Übermüdung und Reizbarkeit.  

Als wir Eltern wurden, verschärfte sich das Problem. Unser Sohn schlief auffällig wenig und weinte tagsüber stundenlang. Der Kinderarzt meinte, dass dies normal sei und dass das Baby sich den Schlaf schon hole, den es braucht. Leider dauerte es mehrere Monate, bis wir erkannten, dass das Baby chronisch übermüdet war und eben nicht in der Lage, sich den benötigten Schlaf selbstständig zu holen.

Infolge dessen stellten wir unser Leben um, so dass wir zu einem ruhigen Alltagsrhythmus fanden. Unser Sohn schlief mehrere Stunden länger am Tag und wir erkannten unser eigenes Schlafproblem - mein Schlafmangel (ich brauche neun Stunden) und das Zuviel schlafen meines Partners (ihm reichen sechs Stunden). Darauf hin verschwanden meine Symptome und mein Partner konnte wieder durchschlafen.

Im Prozess des Vereinfachens ist dieser Punkt, sich selbst (immer wieder neu) kennenzulernen, wahrscheinlich am schwierigsten – aber auch am wichtigsten. Es braucht Zeit, Geduld und ein genaues Hinschauen. Ich nenne dieses „sich selbst kennen“ gerne auch Selbstbewusstsein – das Bewusstsein über sich selbst.

Mit dem Würfelmodel kannst du Schritt für Schritt einzelne Lebensbereiche durchgehen und dein Leben sortiert betrachten. Was beinhaltet diesen Aspekt in deinem Leben?

Raum

Zeit

Spiritualität

Psyche - Geist

Körper

Sozialität

Damit es nicht überwältigend wird, widme dich zunächst den Lebensaspekten, die du gerade als wichtig oder besonders stressig empfindest. Vielleicht fühlst du dich beispielsweise in deinem Zuhause total unwohl. Dann widme dich zunächst dem Thema Raum und stelle dir dazu Fragen. Es könnte dich ermutigen zu wissen: Wenn du dich einem Bereich deines Lebens widmest und ihn entstresst, wird das auch positive Auswirkungen auf alle anderen Bereiche haben.

2. Unterscheide Wesentlich von Unwesentlich

Die Lebensform wird unterteilt, Wichtiges wird hervorgehoben.

Leider kann niemand ein Leben führen, in dem alles perfekt läuft, aber wir können unser Leben verbessern. Im Prozess des Kennenlernens kristallisiert sich das Wesentliche heraus, und die persönliche Essenz kann gefunden werden.

Gehe einzelne Bereiche in deinem Leben durch und unterscheide Wesentliches vom Unwesentlichen.

Was ist dir wichtig, und was nicht?

Wo siehst du Störfaktoren?

Was lenkt dich ab?

Für was fühlst du dich verpflichtet?

Gibt es etwas, das du gerne verändern würdest?

Raum

Kleidung, Nahrung, Körperpflege

Wohnraum, Arbeitsraum, Natur

Dekorationen, Kinderspielsachen
...

Zeit

Hobbys, Verpflichtungen

Arbeitszeit, Freizeit

Familienzeit, Zeit für sich
...

Spiritualität

Rituale, Begegnungen

Erlebnisse, Überzeugungen

Glaube, Vertrauen
...

Psyche – Geist

Mentales, Inspirationen

Anregung, Entspannung

Gesundheit, Ablenkung
...

Körper

Ernährung, Bewegung

Gesundheit, Vorsorge

Intimität, Sexualität
...

Sozialität

Familie, Freunde

Kontakte, Verpflichtungen

Geben, Empfangen
...

Was hast du über dich herausgefunden? Weißt du schon, wie du dein Leben gestalten solltest, damit es dir gut geht? Was ist für dich wesentlich, und was kannst du getrost loslassen? Vielleicht merkt eine Person, die unter Leistungsdruck in der körperlichen Dimension leidet, besser, was gesund für sie wäre. Eine andere Person erkennt, dass sie viele ungesunde Freundschaften pflegt, die sie lieber nicht hätte. Oder jemand anders erkennt, mit wie vielen unnötigen Dingen sie sich täglich abmüht.

Jeder Bereich den du durchgehst, nimmt Einfluss auf alles andere in deinem Leben und bringt automatisch Beruhigung und Vereinfachung mit sich.

3. Lege Prioritäten fest und verfolge kleine Ziele

Das Ziel ist das Weniger, es wird entschieden was weg muss.

Wenn du das Wesentliche im Blick hast, gelingt es dir viel eher, dich für die richtigen Prioritäten zu entscheiden. Auf vielfältige kreative Weise kannst du nun planen und gestalten, so dass es zu deiner persönlichen Situation und deinem Alltag passt. Deine Planung sollte kompatibel sein mit der Zeitgestaltung, der Raumaufteilung, dem sozialen Umfeld usw.

Hier ist ein Beispiel aus meinem aktuellen Leben: Ich stehe vor der Frage, ob ich eine nebenberufliche Aufgabe beginnen sollte, und erläutere mithilfe des Würfelmodells die Vor- und Nachteile sowie meine Priorisierung (die ich normalerweise nicht schriftlich notiere):

Ich habe ein Angebot für eine niederprozentige Festanstellung erhalten. Diese Tätigkeit reizt mich, denn eine Festanstellung würde, zu meiner Selbstständigkeit als Beraterin, eine willkommene Abwechslung und mir ein festes Einkommen bieten. Ich schreibe dir hier meine Gedanken dazu, als Beispiel, wie ich die Essenz meines eigenen Lebens immer wieder suche und Entscheidungen fälle:

Raum

Die Arbeit würde zusätzliche räumliche Verpflichtungen bringen. Die lange Autoanreise würde meine Abhängigkeit vom Auto erhöhen und höhere Kosten verursachen. Zudem müsste ich mich mit neuem Material auseinandersetzen, was energieaufwendig wäre. Positiv wäre, dass ich in einer Stadt arbeiten würde, die mir gefällt.

Zeit

Die Tätigkeit würde viel Zeit in Anspruch nehmen, die ich derzeit nicht habe, was eine Übergangszeit von ein paar Wochen oder Monaten bedeuten würde. Das würde dazu führen, dass ich weniger Mama-Zeit hätte.

Spiritualität

Ich würde mehr Zeit mit inspirierenden Menschen verbringen und die langen Anreisen könnten schöne Momente bieten (ich genieße es im Auto Zeit für mich und meine Spiritualität zu haben). Anfangs könnte ich jedoch eher erschöpft sein und meine spirituellen Antennen zurückfahren.

Psyche – Geist

Anfangs könnte die Arbeit eine Belastung darstellen, da ich viel Neues lernen müsste und möglicherweise überfordert wäre. Langfristig jedoch könnte die Arbeit eine gesunde Bereicherung sein und mir helfen, die Tätigkeit als Berater und die Selbstständigkeit auszugleichen...

Körper

Die langen Arbeitstage könnten meinen Schlaf beeinträchtigen, da ich die Arbeit nicht selbst aufteilen kann. Auch mein sportliches Hobby könnte beeinträchtigt werden, und ich müsste Alternativen suchen. Zudem würde sich meine Ernährung ändern, was mein Portemonnaie und meine Gesundheit beeinflussen könnte.

Sozialität

Die Arbeit wäre wie ein bezahltes Hobby, das mich mit guten Kontakten und einer sinnvollen Tätigkeit bereichern würde. Der Verlust meiner Mama-Zeit bereitet mir jedoch Bauchschmerzen, und ich bin intuitiv noch nicht bereit für diese Veränderung.

Ich habe meine Gedanken sortiert. Es gibt viele kleinere Stressfaktoren, die zusammen eine große Last darstellen könnten. Auf der anderen Seite stehen gewichtige positive Faktoren für die Anstellung. Jetzt liegt es an mir, zu entscheiden.

Stressfreie Zeit mit meinem Mädchen.

Es gibt Dinge, die man schnell ändern kann, aber vieles braucht Zeit. Um den Überblick nicht zu verlieren und nicht in Versuchung zu geraten, vor den anstehenden Aufgaben zu flüchten, ist es wichtig, sich kleine Ziele zu setzen. Wie bereits erwähnt, ist es hilfreich, einzelne Lebensdimensionen schrittweise anzugehen und zu verändern. Das Schöne daran ist, dass gestärkte Dimensionen auch auf andere Lebensbereiche einen positiven Einfluss haben: Wenn ich beispielsweise meine Wohnung aufräume, fühle ich mich auch innerlich ordentlicher. Oder wenn ich in der körperlichen Dimension gesünder lebe, fühle ich mich geistig fitter.

Hier sind ein paar Beispiele, wie dein Leben in Zukunft aussehen könnte:

Raum

Räume werden besser genutzt.

Es liegen keine ungenutzten Dinge mehr herum.

Es gibt mehr Raum zum atmen und sein.

Zeit

Die Alltagsplanung hält dem täglichen Chaos stand.

Alles darf seine Zeit haben.

Es gibt Zeiten zum Ruhen und Auftanken.

Spiritualität

Ein Bewusstsein für die eigene Spiritualität ist entstanden.

Man kann sich selbst akzeptieren und verbeugt sich nicht mehr für Andere oder eine „Sache“.

Psyche- Geist

Man findet tägliche Ruhezeiten.

Balance zwischen Arbeit und Freizeit ist vorhanden.

Ein Bewusstsein für sich selbst und die Umgebung ist vorhanden.

Körper

Dem Körper wird Sorge getragen, weil man ihn gerne bekommen hat.

Ein Bewusstsein für das eigene Bewegungs- und Ernährungsverhalten ist vorhanden.

Der eigene Körper wird ganzheitlich wahrgenommen.

Sozialität

Freundschaften werden vertieft.

Zeiten alleine und Zeiten in Gemeinschaft werden mehr wertgeschätzt

„Nein“ kann gesagt werden.

Ich wünsche dir viel Geduld aber auch Freude beim umsetzen!

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